JUDENTUM AUS ERSTER HAND

Wien. Auf Einladung der Pfarrgemeinderats-Akademie der Erzdiözese Wien stellte Oberrabbiner Chaim Eisenberg am 10. März 2014 in der Bibliothek des Koordinierungsausschusses für christlich-jüdische Zusammenarbeit das Judentum vor.
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Man kennt vielleicht einzelne Facetten des Judentums, einzelne Feste, Bräuche und Namen: Aber was ist das Verbindende, was steht hinter dem Ganzen? Und was bedeutet die "Erwählung des jüdischen Volkes"? Im Vordergrund steht im Judentum nicht das Bekenntnis zu Glaubenssätzen, sondern das Tun der 613 Gebote Gottes aus der Tora. Die detaillierten Regelungen dafür, die aus der rabbinischen Diskussion entstammen, dienten dazu, "dass nicht jeder sich seine eigene Religion zusammenbaut". Dem Referenten gelang eine Tour d'Horizon von der Offenbarung G'ttes über die Gabe der Tora und deren Auslegung im Talmud bis hin zur einschneidenden Erfahrung der Schoa. Natürlich waren auch die Person Jesus aus Nazareth ein Thema der Anfragen.
Eisenberg gelang es, den Blick auf das Ganze mit Details zu einzelnen Diskussionen zu verbinden und er behielt dabei stets auch verschiedene Richtungen innerhalb des Judentums im Blick. Ein Schwerpunkt in seinen Erklärungen war der Schabbat, der als gegenwärtiges Zeichen des Paradieses und Identität stiftendes Element im Judentum eine zentrale Rolle einnimmt. "Auch wenn ich das Gemeinsame mit dem Christentum betone, so bedeutet nicht, wenn ich auch Unterschiede erwähne, dass ich keinen Dialog will", so das Credo von Eisenberg zum christlich-jüdischen Dialog: "Wir können einander auch wohlgesonnen sein, auch wenn wir nicht stets einer Meinung sind." In diesem Zusammenhang ging Eisenberg auch auf die jüdische Erklärung "Dabru Emet" ein. Deren Positionen gegenüber dem Christentum werden aber nicht in allen jüdischen Richtungen geteilt.
Auf vielfältige Weise ist Oberrabbiner Eisenberg unterrichtend tätig: seine verschiedenen Kurse wöchentlich in der jüdischen Gemeinde und auch Maturaklassen an Wiener Gymnasien. Zum Koordinierungsausschuss für christlichlich-jüdische Zusammenarbeit war er erstmals 1979 als hoffnungsvoller Newcomer zu einem Abend "Glauben nach Auschwitz" eingeladen. Wer Eisenberg kennt, weiß, dass erzählte Erlebnisse aus diesen Aktivitäten dazu beigetragen haben, auch diesen Abend sehr anschaulich zu gestalten. Es war ein intensiver Abend, um das Judentum aus erster Hand kennen zu lernen. Danke an den Referenten, sich für diese bereichernde Begegnung in diesem Kreis zur Verfügung zu stellen.
Die Begegnung fand im Rahmen eines Themenschwerpunkts der Pfarrgemeinderats-Akademie der Erzdiözese Wien statt.
Markus Himmelbauer

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