INTERRELIGIÖSER DIALOG

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INTERRELIGIÖSER DIALOG
Der Warschauer Mathematiker und Philosoph Stanislaw Krajewski sprach am 22. März 2011 im Rahmen der Generalversammlung des Koordinierungsausschusses für christlich-jüdische Zusammenarbeit über „Die Philosophie des interreligiösen Dialogs und das Judentum“.
Es sei dies ein Thema, das die Grenzen der Disziplinen überschreite, so Krajewski in seinem Vortrag im Wissenschaftlichen Zentrum der Polnischen Akademie der Wissenschaften: „Um die Tiefe des echten interreligiösen Dialogs zu verstehen, muss man über die Religionswissenschaft hinaus gehen, auch Psychologie und Soziologie hinter sich lassen, ebenso die gewöhnliche Theologie und die eng gefasste Religionsphilosophie.“ Bislang wurde noch keine umfassende Philosophie des interreligiösen Dialogs vorgestellt.

Um die Natur des „tiefen“ interreligiösen Dialogs zu verstehen, sollte man sich den Philosophen des Dialogs zuwenden, speziell Martin Buber. Und um Bezeichnungen zu finden, die dem Dialog zwischen den Religionen (und nicht nur zwischen menschlichen Wesen) angemessen sind, ist es hilfreich, Raimon Panikkars Konzept des „dialogischen“ Dialogs zu verwenden. Man könne sagen, dass der eigentliche Weg, den tiefen interreligiösen Dialog zu beschreiben, darin bestehe, seine besondere und selten ausdrückliche Dimension offenzulegen, nämlich die Abwesenheit jeglicher religiöser Erwartungen beim Dialogpartner. Mit anderen Worten: „Echter Dialog schließt Momente mit ein, in der die Begegnung absichtlich ziellos ist.“ Emmanuel Levinas war unter den ersten, der auf dieses Ziel anspielte. Abraham Joshua Heschels bekannte Idee einer „tiefen Theologie“ scheint zutiefst auf diese Beschreibung eines tiefen Dialogs bezogen.

Krajewski meinte, in der Welt des interreligiösen Dialogs könne man einige Ideen finden, die als „jüdisch“ zu identifizieren wären, da sie im Judentum grundlegend sind. Etwa die Wertschätzung des richtigen Tuns (Orthopraxie) auf Kosten des rechten Glaubens (Orthodoxie). Jedoch sei unklar, wie weit das Judentum wirklich die Quelle dieser Ideen im Dialog ist, so Krajewski in seiner Präsentation.
FÜHRENDER INTELLEKTUELLER POLENS
Stanislaw Krajewski ist Publizist, Mathematiker und Philosoph mit Schwerpunkt Philosophie der Religionen. Er lehr an der Universität Warschau. 1989 war er Gründer und seither Mit-Vorsitzender der christlich-jüdischen Gesellschaft in Polen, 1997 bis 2006 Vorstandsmitglied in der Vereinigung jüdischer Gemeinden in Polen. Für viele Jahre im Beirat der Gedenkstätte Auschwitz. Aktuell ist er mit der Vorbereitung der Ausstellung zur jüdischen Geschichte Polens seit dem 2. Weltkrieg befasst, ein Teil des neuen jüdischen Museums in Warschau, das 2012 eröffnet wird.
In einem zweiten Vortrag in Wien sprach Krajewski am Institut für Judaistik über „Abraham Josuah Heschel als Vorläufer von Dabru Emet“.

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