LEKKJ-JAHRESKONFERENZ 2010 IN BUDAPEST

Budapest - Die LEKKJ (Lutherische Europäische Kommission Kirche und Judentum) traf vom 10. bis 13. Juni 2010 in Budapest zu ihrer 35. Jahreskonferenz zusammen. Das Thema der Tagung war „Antisemitismus in Europa“. Die Hauptvorträge befassten sich überwiegend mit der neueren politischen Entwicklung in Ungarn.
Der Budapester Psychoanalytiker Ágoston Schmelovszky referierte über den psychologischen Hintergrund der rechtsradikalen Bewegungen in Ungarn und Osteuropa im 20. Jahrhundert, die Wiener Zeithistorikerin Regina Fritz über Holocausterinnerung und Antisemitismus in Ungarn nach 1945. In den Länderberichten der Delegierten kam deutlich zum Ausdruck, dass das Phänomen des Antisemitismus europaweit Anlass zur Sorge gibt. Neben den aktuellen gesellschaftspolitischen Entwicklungen in Ungarn wurde in  besonderer Weise die Situation in Norwegen angesprochen, wo es gegenwärtig eine breite öffentliche Debatte über antisemitische Vorfälle gibt.
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elegierten der LEKKJ verabschiedeten eine Stellungnahme, in der an die Kirchenleitungen, aber auch an jede Christin und jeden Christen appelliert wird, eindeutig gegen Rassismus und  Antisemitismus Position zu beziehen. Vorbildhaft zitiert wird die Erklärung der Evangelischen Kirchen in Österreich gegen Rechtsextremismus vom 10. März 2010. Im Appell dser LEKKJ heißt es: "Wir appellieren an unsere Kirchenleitungen, an jede Christin und jeden Christen,  eindeutig gegen Antisemitismus und Rassismus Position zu beziehen. Wir erinnern an das Wort des Ökumenischen Rates der Kirchen von 1948, der „Antisemitismus als Sünde gegen Gott“ brandmarkt. Wir rufen dazu auf, sich an die Seite all der Menschen zu stellen, die bedroht und verfolgt werden. In Ostmitteleuropa zählen hierzu vor allem Juden, Roma und Sinti.  Wir fordern alle gesellschaftlichen und politischen Kräfte, insbesondere auch die Kirchen auf, gemeinsam gegen Rassismus und Antisemitismus zu kämpfen."
Der Bischof der evang.-lutherischen Kirche in Ungarn, Tamas Fabiny erinnerte in seinem Grußwort an die klare Distanzierung seiner Kirche von antisemitischen und rassistischen Erscheinungen, etwa nach der Gründung der paramilitärischen „Ungarischen Garde“: "Gegen den Antisemitismus und gegen jede Art von Diskriminierung zu kämpfen ist für uns nichts Neues. Im 20. Jahrhundert haben wir zwei totalitäre Diktaturen erlebt, die Braune vor und während des 2. Weltkriegs und die Rote in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts. Die Kirche hat in einer Diktatur die Aufgabe, sich für die Kleinen und Schwachen einzusetzen. Und das haben wir auch gemacht. Die drei bekanntesten Personen – alle drei Pfarrer unserer Kirche –, die Opfer des Faschismus und der sowjetischen Unterdrückung gerettet haben, sind Lajos Ordass, Gábor Sztehlo und András Keken. Ich bin überzeugt, dass die Kirchen und kirchliche Einrichtungen sehr viel tun können. Wir wollen auch in der Zukunft zusammenarbeiten. Wir haben etwas Wichtiges zu sagen. Als Neutestamentler bin ich überzeugt, dass wir im Neuen Testament kein Holz finden können, woraus ein Feuer des Antisemitismus oder Ausländerhass angezündet  werden kann – und diese Überzeugung möchte ich auch als Bischof unter Gemeindemitgliedern und PfarrerInnen vertreten und weitergeben. "
Der LEKKJ gehören Delegierte und jüdische Gäste aus zehn europäischen Ländern an. Aus Österreich nahmen der Beauftragte der evang.-lutherischen Kirche für das christliche-jüdische Gespräch, Roland Werneck, der zur Zeit auch Geschäftsführer der LEKKJ ist, und Eleonore Lappin-Eppel als jüdischer Gast an der Konferenz teil.
Roland Werneck
 

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