Zeitreise zu Orten jüdischen Lebens und Glaubens in Linz

Vor 170 Jahren - im Jahre 1849 - entstand in Linz eine bedeutende jüdische Gemeinde, die allerdings im Zuge des Holocaust 1941-43 vernichtet wurde. Rund 800 Juden lebten 1938 in Oberösterreich, der Großteil in Linz, Steyr und Wels. Unter ihnen waren erfolgreiche Unternehmer, wie die Industriellenfamilien Spitz und Mostny, Ärzte wie Eduard Bloch (er war Hausarzt von Adolf Hitlers 1907 verstorbener Mutter Klara), aber auch viele Familien, die in bescheidenen Verhältnissen lebten.

Im Jahre 1851 wurde den Juden in Linz die Abhaltung von Privatgottesdiensten und die Anmietung eines Gebetsraumes in der heutigen Adlergasse 10 bewilligt. Auch ein Religionsunterricht dürfte dort stattgefunden haben, wie bei einer virtuellen Stadtführung in der Vorwoche berichtet wurde. Anlass war der ökumenische "Tag des Judentums " (17. Jänner). Veranstalter der Führung waren die Katholische Privat-Universität und das Christlich-Jüdische Komitee Oberösterreich. Mehr als 180 Besucher folgten der Einladung, darunter die Bischöfe Manfred Scheuer und Maximilian Aichern sowie der Direktor des Archivs der Stadt Linz, Walter Schuster.

1861 baute die jüdische Gemeinde Linz eine ehemalige Steinmetzwerkstatt zu einem Bethaus um, wie die Theologin, Religionslehrerin und Autorin Verena Wagner berichtete. Dieses Bethaus an der Marienstraße wurde bis 1877 genutzt. Auch die Errichtung eines jüdischen Friedhofes fällt in diese Zeit.

Bereits 1871 begannen die Bestrebungen zur Errichtung einer Synagoge an der Bethlehemstraße. 1877 wurde diese Synagoge, in der es sogar eine Orgel gab, feierlich eingeweiht. Die Einweihung stellte den glanzvollen Höhepunkt in der jüdischen Geschichte in Linz dar. Dieser monumentale Bau, der sich harmonisch ins Stadtbild einfügte, wurde in der Reichsprogromnacht im November 1938 ein Opfer der Flammen und der nationalsozialistischen Zerstörung.

Die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde Linz, Charlotte Herman, erzählte bei der Stadtführung am 17. Jänner von den "Übergangs-Beträumen" zwischen 1946 und 1968 im Gemeindehaus an der Bethlehemstraße. Noch heute sind im dort befindlichen kleinen Museum die Bänke und der Thoraschrein der damaligen Zeit zu sehen. Außerdem wird dort der Schlüssel der Alten Synagoge aufbewahrt - das einzige, das von ihr noch erhalten ist.

Herman teilte mit dem Auditorium ihre persönlichen Erinnerungen an diese Zeit und auch an die Errichtung und Einweihung der Neuen Synagoge. Sie wurde vom Architekten Fritz Goffitzer geplant und im Inneren mit Fresken von Fritz Fröhlich ausgestaltet. Einen bleibenden Platz in der Synagoge haben die Linzer jüdischen Bürgerinnen und Bürger, die während des nationalsozialistischen Regimes ermordet wurden und die namentlich auf Gedenktafeln angeführt sind.

Quelle: kathpress.at

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