GOTTESDIENST DES ÖKUMENISCHEN RATES DER KIRCHEN ZUM TAG DES JUDENTUMS


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Wien. Es ist die Pflicht aller Christinnen und Christen, sich gemeinsam mit ihren jüdischen Mitmenschen gegen jede Form von Antisemitismus zu stellen. Das hat die evangelisch-lutherische Oberkirchenrätin Hannelore Reiner in ihrer Predigt beim Gottesdienst des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich zum "Tag des Judentums" betont.

 
Die Christen hätten sich "schützend vor all jene zu stellen", die Verhöhnungen und Übergriffen ausgesetzt seien "und offensichtlich unsere Unterstützung suchen und brauchen". Neben Reiner standen dem ökumenischen Gottesdienst in der Wiener Kirche St. Nepomuk u.a. der Wiener Weihbischof Franz Scharl und der Vorsitzende des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ), der rumänisch-orthodoxe Bischofsvikar Nicolae Dura, vor. Der Gottesdienst stand unter dem Psalmwort: "Jerusalem von Bergen rings umgeben, so umgibt der Herr Sein Volk von nun an bis in Ewigkeit." (Ps 125,2)
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Gab es 2011 noch 71 Vorfälle der Diskriminierung und Verhöhnung - "71 zu viel" -, so sei diese Zahl im Vorjahr auf 135 gestiegen, wies die Oberkirchenrätin in ihrer Predigt hin. "Sätze auf österreichischen Facebook-Seiten, wie die eines im Jahr 2003 für den Welser Gemeinderat kandidierenden Mannes, wo vom 'Kurhotel Auschwitz' die Rede ist, müssen uns alle aufschrecken und hellwach sein lassen", so Reiner wörtlich.
Reiner erinnerte auch an die Machtergreifung der Nazis in Österreich vor 75 Jahren. Anstatt "die verlängerten Hände des schützenden Gottes" zu sein, waren auch viele Christen unter jenen, die im März 1938 hierzulande jüdische Frauen und Männer verspottet und verhöhnt hätten, so die Oberkirchenrätin. "Wo waren die Christen, die entschieden und klar ihr Nein gesagt haben? Wo waren jene, die sich schützend vor ihre Mitbürger gestellt haben?" Zwar habe es auch Menschen gegeben, die ihrer christlichen Überzeugung auch während der Nazi-Herrschaft treu blieben, "aber sie waren zu wenige, um eine tatsächliche Schutzmacht zu bilden", bedauerte Reiner.
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SCHARL: GEWALTBEREITSCHAFT STEIGT AN
Einen Anstieg der Gewaltbereitschaft beobachtet auch der Wiener Weihbischof Franz Scharl. Die Ursachen dafür seien nicht immer nachvollziehbar; dennoch sei jeder einzelne dazu aufgerufen, immer wo es nötig sei Zivilcourage zu zeigen. Letztlich gehe es um eine Begegnung unter Menschen und um gegenseitige Anerkennung, so Scharl weiter. Der Weihbischof sieht darin, dass der "Tag des Judentums" unmittelbar vor der Einheit der christlichen Kirchen gefeiert wird, ein "wunderbares Zeichen für die gemeinsame Wurzel, aus der wir kommen". Das Gedenken an die Opfer des Holocausts sollte z.B. durch "Steine der Erinnerung" zeichenhaft wach gehalten werden, reit Scharl. Bisher gebe es solche Steine erst vor zwei Wiener Kirchen, der Kirche St. Nepomuk und der Kirche am Tabor.
Auch Bischofsvikar Dura zeigte sich "froh darüber", dass mit dem ökumenischen Gottesdienst an diese gemeinsame Wurzeln erinnert wird. Das Judentum sei "sehr bereichernd für alle Christen". Dura erkannte in der Veranstaltung jedoch nicht nur einen "wichtigen Rückblick in unsere Vergangenheit", sondern auch eine Perspektive für die Zukunft und ein besseres Zusammenleben. Die zunehmenden Diskriminierungen sollten Christen dazu motivieren, "dass wir gemeinsam etwas bewegen müssen", so Dura nach einer kurzen gemeinsamen Andacht am "Stein der Erinnerung" im Gespräch mit "Kathpress".
Kathpress, 18.01.2013

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